Die pessimistische Erkenntnis, dass die aktuelle existenzbedrohende Situation des Menschen und seiner Umwelt, seinem eigenen Versagen geschuldet sei, muss, da sie gefährlich und irreführend ist, unbedingt verworfen werden, sofern der Fortbestand des Menschen von Bedeutung ist.
Eine von jeglicher Schuld befreite, optimistische Sichtweise hingegen offenbart die Erkenntnis, das sich der Mensch in der Erfahrung seiner Situation jener Wege und Möglichkeiten bewusst wird, welche die Existenz seiner selbst und der Situation seines Umfeldes, also seiner immanenten und transzendenten Identität, zum Besseren wenden lassen, was bedeutet, seine Existenz fort zu führen.
„Denn es ist ewig und immer nur jetzt, dieses eine und selbe Jetzt, die Gegenwart ist das einzige, das nie ein Ende nimmt.“ Erwin Schrödinger: Mein Leben, Meine Weltansicht.
Der Mensch kann nicht wissen, was die Zukunft bringt, da er allein in der Gegenwart, im ewig Neuen existieren kann. Somit kann er nur aus ihr Erfahrung beziehen, was bedeutet, dass er auch nicht eines Versagens beschuldigt werden kann, denn Urteile sind nur über Vergangenes möglich, die Handlung ist aber in der Ungewissheit des Jetzt erfolgt.
Obwohl Vergangenheit in die Gegenwart zwar reflektiert, können die Folgen seiner Handlungen also niemals klar sein, da Urteile eben höchstens durch Interpretation der Vergangenheit im Jetzt determiniert werden können. Die Verantwortung über vergangene Handlungen aber liegt im „alten“ Ich, welches jedoch von der Identität des Jetzt zu unterscheiden ist.
Es ist letztlich die Barriere unserer außerhalb der Gegenwart liegenden Zukunft, welche die Möglichkeit eines Urteils über gegenwärtige Handlungen verhindert.
Also mögen sich dem Menschen in diesem Sinne niemals Schuldgefühle einstellen, sondern neue, Zukunft schaffende Wege und Möglichkeiten der Selbstverwirklichung.
Dies bedeutet ebenso, dass nur die Überwindung jeglicher schuldbezogener – immer vergangener – Systeme, dem Menschen echte Freiheit im Jetzt garantieren kann.
In diesem Sinne:
Thomas Heindl, Juni 2014
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