Kaskadeneffekt als Dynamik multidimensionaler Entwicklung

Kaskadeneffekt - interaktives Multiversum

Kaskadeneffekt – interaktives Multiversum

Der Kaskadeneffekt ist eine Beschreibung der Dynamik in der multidimensionalen Entwicklung der Existenz: Die Entwicklung einer Entität oder deren Realitätstunnel innerhalb eines Metakontinuums erfolgt hierbei in Etappen, welche durch dessen fraktal – diskontinuierliche Struktur vorgegeben ist.

Kaskadenartige Ausbreitungsmuster sind nach der Interaktionstheorie eine geeignete Interpretation der Expansion von Entitäten im interaktiven Multiversum.

Schon lange hat man den Kaskadeneffekt in unterschiedlichsten Bereichen beobachtet. Wir kennen den Begriff aus dem Alltag: Wasserfälle über mehrere Ebenen, oder den Turm aus Champagner Gläsern mit den sich nach und nach füllenden Gläsern. All das sind typische Beispiele für Kaskaden.

Auch in der Wissenschaft findet der Begriff in unterschiedlichen Disziplinen Verwendung. In der Biochemie treten Energiekaskaden als Stoffwechselprozesse in biologischen Zellen auf. Vom Kaskadeneffekt wird gesprochen, wenn „stufenweise biochemische Energiequanten freigesetzt werden“. Das Kaskadenprinzip hat in diesem Fall den Effekt, dass die chemisch gespeicherte Energie, die z.B. durch Photosynthese aufgebaut wurde, nicht schlagartig oder ungeregelt frei wird.

In der Elektrotechnik ermöglicht der Kaskadeneffekt höhere Energiewirkungsgrade, beispielsweise bei hintereinander geschalteten Spannungsverdopplern.

Kaskadeneffekt der Meme im sozialen Netzwerk

Auch im sozialen menschlichen Kontinuum tritt der Kaskadeneffekt auf und kann als nützliches Erklärungsmodell für einige Phänomene dienen. Jedoch sei hier nicht der recht konkrete Fall der Sozialkaskade gemeint (welchen wir weiter unten erklären), sondern das soziale Netzwerk einer Person als memetisches Medium. Meme, die kleinsten Einheiten von kulturellen Entitäten, wurden erstmals von Richard Dawkins in seinem Buch „das Egoistische Gen“ vorgeschlagen, und wurden seither von zahlreichen Forschern, allen voran Susan Blackmore, erforscht.

Das soziale Netzwerk, in welchem Meme existieren, ist in höchstem Maße bedeutend für die menschliche Identität. Das Netzwerk-Mensch-Kontinuum wird wie jedes andere Kontinuum interaktiv gestaltet. Interaktion, um uns das einmal mehr zu verdeutlichen, bedeutet Austausch von Information, sei sie nun neu in relativ hohem, oder weniger hohem Ausmaß.

Ideen, oder eben Meme, die in der menschlichen Geisteswelt existieren, streben, wie Dawkins argumentiert, nach dem darwinistisch-evolutionären Konsens, nach Verbreitung, nach Vermehrung, und tun dies nach viralen Mustern – daher die Namensverwandtschaft mit den Genen. Meme wurden aufgrund dieser Eigenschaft bisweilen als ‚virus of the mind‘ bezeichnet. Ein unglücklicher Begriff, wie man nicht selten betont, da Viren durch ihr (in unserer Konzeption) parasitäres Verhalten generell ein „negatives“ Image haben. Für Meme muss das hingegen gar nicht zutreffen – sie können, ebenso positiv wie negativ auf ihr Medium, das Bewusstsein der Entität in dem sie aktiv sind, wirken, da die Qualität immer subjektiv bewertet wird.

Selbstverständlich ist es nun so, dass sich manche Information schneller verbreitet als andere, was mehrere Gründe haben kann: Zum Einen hängt dies davon ab, welche Information im jeweiligen Kontinuum bevorzugt prozessiert oder interagiert wird, welche also fitter ist in der Hinsicht, sich im Kontinuum auszubreiten – eine Analogie zur Selektion nach Darwin. Zum Anderen erreicht die Neuigkeit „näher“ stehende Kontakte eher als solche, die weiter entfernt sind. ‚Näher stehend‘ bedeutet hierbei nicht unbedingt im geographischen Sinne, sondern eher jene Kontakte, mit welchen verhältnismäßig regelmäßiger interagiert wird, da die Weitergabe des Mems durch Interaktion in diesem Falle wahrscheinlich eher vollzogen wird, als mit Kontakten, die im Netzwerk der Entität weiter entfernt liegen. Also Nähe im Sinne von höherer Interaktionsdichte.

Champagner Kaskadeneffekt

Champagner Kaskade

Weil Gedanken, Ideen oder Meme Entitäten sind, haben sie nach der Interaktionstheorie eine subjektive Wirklichkeit, ihren individuellen Realitätstunnel. Dass sie also ein (sich evolvierendes) Eigenleben führen, ist eine nahe liegende Interpretation. Eben deswegen kann ihre dynamische Entwicklung mit dem Kaskadeneffekt erklärt werden: Jede menschliche Entität, in welcher die Mem-Entität expandiert (jene Menschen also, die das Mem aus ihrer transzendenten Wirklichkeit differenzieren), entspricht dabei einem „Champagnerglas im Turm“. Die Summe aller Kaskaden-Medium-Entitäten (in diesem Beispiel Menschen), in welche die Mem-Entität (manifest) evolviert ist oder sich (latent) potentiell evolvieren kann, entspricht dem diskontinuierlichen, da kaskadenartigen Metakontinuum (kaskadenartig, da Menschen sich als von einander getrennt wahrnehmen. Jeder Mensch repräsentiert diesem Beispiel nach ein Champagnerglas).

Es wird hierbei interessant sein, die Gesetzmäßigkeiten für eine erfolgreiche Verbreitung von Memen zu untersuchen. Exponentielles Wachstum ist nach dem Objektivitäts-Paradoxon unmöglich, annähernd natürlich aber nur dann zu erwarten, wenn die Informationsvervielfältigung, also die Expansion der Mem-Kontinuums innerhalb des Medium-Netzwerkes, relativ wenig durch die diskontinuierlichen Gegebenheiten des Mediums „gebremst“ wird. Meme sind als solche ein gutes Beispiel für potentiell relativ hohe Expansionsgeschwindigkeit, da sie keine Masse haben, denn diese liegt immer im Trägermedium. Und eben diese physikalischen Gegebenheiten bewirken dessen fraktale Diskontinuität. Im sozialen Netzwerk verursacht diese wie oben beschrieben die Differenzierung der Individuen, bei Wasserfall-Kaskaden selbstverständlich limitieren die Menge, die Kräfte des Inertialsystems, die Felsstruktur und so weiter die Geschwindigkeit des Wachstums.

Allgemein kann man sagen, dass Meme zumindest ebenso vielfältig wie Lebensformen und deren Gene (Mem-Entsprechungen im DNA-Kontinuum) sind. Grundvoraussetzungen, die den Kaskadeneffekt ermöglichen sind:

  • Ein potentielles Habitat-Metakontinuum ist vorhanden, was bedeutet, dass ein Nährboden gegeben ist, in welcher die Existenz von Entitäten ermöglicht wird.
  • Interaktionspotential zwischen Metakontinuum und Entität ist vorhanden. Die relative Höhe des Potentials ist entscheidend für die expansive Geschwindigkeit der Entität – egal ob es sich um Meme, Gene oder andere Entitäten handelt, und egal in welche Dimension sich die Expansion vollzieht (Raum, Zeit, usw.).
  • Fraktale Diskontinuität des Metakontinuums (wobei zu bedenken ist, dass die Entitäts-Verfielfältigung an sich fraktal ist, auch in relativ homogenen Metakontinuen)

Hierarchien und Mem-Kaskaden

Für hierarchisch, darwinistisch konditionierte Menschen mag es von Bedeutung sein zu wissen, welche Mechanismen ausschlaggebend sind für die Festlegung, wie weit ‚oben‘ oder ‚unten‘ in einer Mem/Ideen-Kaskade man sich als Individuum befindet, insbesondere wenn es sich beim Inhalt um den persönlichen sozialen Status handelt. Natürlich ist eine Lokalisierung nur dann sinnvoll, wenn man von einem bestimmen Inertialsystem ausgeht, welches hier das soziale Netzwerk ist, in dem die Entität existiert.

In einem sozialen, darwinistisch geprägten Kontinuum spielen Kaskaden deswegen eine sehr große Rolle, da sie Hierarchien, oder den sozialen Status widerspiegeln.

Wie kommt es nun dazu, dass ein Mensch, entweder oben oder unten steht? Die relative Position hängt in hohem Maße davon ab, wie relativ stark man interagiert hat, also an diesem Willens-Kontinuum teilgenommen hat. Die individuelle Status-Dynamik verhält sich ganz genau gleich wie ein Mem im Medium-Kontinuum. Die Identität wird im Metakontinuum (zb. ein Mensch in der Gesellschaft) buchstäblich definiert durch die kollektive Meta-Entität, welche sich aus den Interpretationen all jener (Id)Entitäten summiert, aus denen es besteht. Die Summe ihrer Interpretationen spiegelt also den Status des Individuums wieder… Wichtig zu beachten ist dabei, dass es sich um ein dynamisches System handelt, und bei solchen spielt die Tendenz eine ganz entscheidende Rolle. Die Tendenz aus der individuellen Dynamik der Entität bezeichnet man als Momentum.

 

Thomas Heindl, 2015

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