Um den Sozialdarwinismus zu überwinden, muss man sich auch von Definitionen wie gut und besser sowie schlecht bzw. schlechter, stark und schwach verabschieden. Denn eine ihn ablösende Theorie wäre wiederum in Darwins Sinne eine bessere Theorie, also widersprüchlich.
Darwins Evolutionstheorie hat die menschliche Kultur entscheidend beeinflusst. Diese hat als Reaktion den Sozialdarwinismus hervorgebracht. Dabei, so stellt sich jedenfalls im philosophischen Quartett zum Thema heraus, wurde Darwin selbst entscheidend durch die Denkweise beeinflusst, die zu seiner Zeit in seiner Heimat England „vorherrschend“ war.
Vom Turbokapitalismus, bis zu Eugenik Programmen – mit dem Sozialdarwinismus sind so manche kulturellen Phänomene verwandt oder erklärbar, die für die Menschheit von zweifelhaftem Nutzen waren und sind. Dennoch spielt er in unterschiedlichsten Facetten immer noch eine Rolle im Denken vieler Menschen. Das Quartett, bestehend aus Ernst Peter Fischer, Richard David Precht, Rüdiger Safranski und Peter Sloterdijk greifen eine Vielzahl dieser Themen auf und beleuchten sie aus verschiedenen Perspektiven.
Alternativen zum Sozialdarwinismus gesucht
Natürlich wird eine Stunde Sendezeit diesem Thema bei weitem nicht gerecht. Es ist klar, dass nach einer solchen Runde mehr Fragen offen bleiben, als beantwortet werden. Entscheidend in einer Zeit, in der viele diese Interpretation menschlichen Zusammenlebens als offensichtlich überholt oder unangebracht wahrnehmen, muss folgende Frage sein:
Wenn nicht der Sozialdarwinismus das beste Modell zur Beschreibung und Erforschung unserer Gesellschaft ist, was ist es dann? Wenn die Entwicklung unserer Gesellschaft nicht mit der Darwinschen Evolutionstheorie erklärbar ist – wie lässt sie sich dann erklären?
Bessere Theorien als jene Darwins, bestätigen Darwin
Ein Dilemma, welches eine alternative Argumentation mit sich bringt, ist allerdings, dass sie den Sozialdarwinismus ablösen müsste, und sie also wiederum, als „fittere“ bzw. bessere Theorie, ihn verdrängen würde, was Darwins Evolutionstheorie eben wieder bestätigen würde.Darwin kann also im Grunde nicht widerlegt werden, ohne bestätigt zu werden, was ziemlich seltsam ist.
Dies hat damit zu tun, dass wir wie Darwin der fehlerhaften Denkweise unterliegen, dass wir „etwas besseres“ bzw. „fitteres“ im absoluten Sinne annehmen. Eine alternative Theorie müsste demnach nicht besser oder schlechter sein, sondern anders sein. Sie müsste also auch besagen, dass sie nicht konsensabhängig ist, in dem Sinne, dass eine sich durchsetzende Theorie die anerkannte, weil bessere sein muss. Im Grunde gilt dies auf allen wissenschaftlichen Ebenen, in denen die Evolutionstheorie nach Darwin eine Rolle spielt.
Einen Vorschlag, weg von einer hierarchischen Interpretation der Evolution zu einer heterarchischen, habe ich an dieser Stelle gemacht.
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