Kontinuität des Seins als Konstanz durch Veränderung

„Ernst Mach Innenperspektive“. Lizenz: Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ernst_Mach_Innenperspektive.png#/media/File:Ernst_Ma

Das Selbst ist immer im Jetzt – ein interaktiver Prozess zwischen innen und außen. Bild: „Innenperspektive“ von Ernst Mach.

Sind meine Vergangenheit und meine Zukunft ein Teil meiner Selbst? Wie kann das sein, wenn ich doch immer nur im Jetzt sein und handeln kann? Über die Kontinuität des Seins als Konstanz durch Veränderung.

Jeder Zustand, jede Handlung – ob wir ein Buch lesen, ein Leben leben, eine Beziehung pflegen, was auch immer – definiert Vergangenes und Zukünftiges zur gegenwärtigen Wirklichkeit – erzeugt interaktiv die transzendente (äußere) Wirklichkeit, in der man ist. Und diese Transzendenz erzeugt vice versa unser (inneres) Selbst.

Das Selbst ist immer Jetzt

Michel de Montaigne

Michel de Montaigne

Wir sind im Jetzt immer wir selbst, immer Immanenz, doch dieser Moment, in dem wir uns erfahren, ist durch unsere Interaktionen ständiger Veränderung unterworfen. Veränderung ist das Resultat unserer subjektiven, immanenten Interaktion mit unserer subjektiven, transzendenten Wirklichkeit. Jeder dieser Momente definiert in der Zeit einen Aspekt unseres Selbst. Die eigentliche Immanenz (= Immanente Identität) existiert jedoch immer im Jetzt. Alles Vergangene wie Zukünftige ist Bestandteil der transzendenten Wirklichkeit, in der wir uns erfahren, durch die wir werden. Diese Transzendenz schließt unser vergangenes und zukünftiges Selbst mit ein.

 

Sein ist was du bist,

nicht was du wirst, 

noch was du warst.

Nexus von Vergangenheit und Zukunft

Es wird aber klar: Das Jetzt kann nicht sein, ohne das was war und was kommen wird. Interaktion ist die Brücke von Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart. Ohne Interaktion kann nichts vergehen und nichts entstehen. Die Gegenwart ist der Nexus, der Schnittpunkt von der Vergangenheit in die Zukunft. Identität, das subjektive Jetztsein, dasein, ist bewusste Gegenwart, ist die subjektive Wirklichkeit.

Die Immanenz, das Selbst, setzt sich zusammen aus den Interaktionen mit jeder einzelnen Entität im Jetzt. Die Summe dieser Entitäten ist die Transzendenz (= transzendente Identität oder Wirklichkeit): Alles, was nicht das Selbst (= immanente Identität) ist.

Kontinuität durch ständige Interaktion

Deshalb hat das Selbst Kontinuität – eben durch seine ständige Veränderung. Durch ständige Interaktion mit immer etwas anderem, etwas veränderten. Ohne sie ist das Sein, die Existenz, nicht möglich, weil nichts da wäre, worin, wodurch es sein könnte.

Die Interaktion mit einer Entität entspricht einem Aspekt des Seins. Durch Interaktion mit sich ihrerseits ständig verändernden Entitäten, vollzieht sich die Veränderung des Selbst.

Entität und Identität im Wechselspiel

Kontinuität. Skulptur von Max Bill.

Kontinuität. Skulptur von Max Bill.

Umgekehrt stellt jede Interaktion des Selbst im Jetzt einen Aspekt dieser Entität dar – einen all jener Aspekte, die sich durch sämtliche Interaktionen dieser Entität mit anderen Entitäten zu ihrem Selbst interagieren. Die Entität ist also in der subjektiven Wirklichkeit der Immanenz, dem subjektiven Universum, einzigartig. Entitäten setzen sich aus Aspekten jeder Wirklichkeit zusammen, in der mit ihnen interagiert wird. Die Summe aller Interaktionen ergibt die absolute IdEntität. In der Summe aller Wirklichkeiten, dem interaktiven Multiversum, steht jede IdEntität für eine Variante von Existenz an sich – alles was existiert.

Was aufhört, zu interagieren und somit sich zu Verändern, hört vice versa auch auf als selbst, als Identität zu existieren. Es wird zu etwas anderem, zu etwas neuem – ein neuer Zustand der Existenz – eine andere IdEntität – ein anderes Selbst.

Kontinuität in der Zeit

Im Zeit-Kontinuum, der zeitlichen Kontinuität der Interaktionen, hat jede IdEntität einen individuellen, dynamischen Zeitpfeil. Die Summe aller möglichen Zeitpfeile ist der multidimensionale Zeitpfeil.

Thomas Heindl, 2016

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