Die multidimensionale Variabilität der Identität hat die Unendlichkeit und Endlichkeit der Existenz zugleich zur Folge.
Stets weisen aus dem Jetzt unendlich viele neue Handlungswege in die Zukunft. Alle möglichen Handlungswege zu jeder Zeit stehen so für alle möglichen Entitäten – also alle möglichen Ausprägungen der Existenz. Der Identität – also DIR – ist es möglich, potentiell jeden dieser möglichen Wege einzuschlagen. Tatsächlich möglich einzuschlagen ist jedoch nur ein Einziger. Deine subjektive Wirklichkeit entspricht jenem Weg den du, also jene Ausprägung der Existenz, welche dein einzigartiges Interaktionsverhältnis darstellt, einschlägst. Die Verwirklichung aller Potentiale ist dir unmöglich – sie überfordert das Ego. Dennoch ist sie zugleich real, denn jedes mögliche Interaktionsverhältnis ist auch verwirklicht. Jede differenzierte Entität entspricht einem Solchen.
Subjektiv realisieren kann die Identität nur eine Wirklichkeit. Da nach der Interaktionstheorie jede Entität unterschieden wird als eine Identität für sich in der Transzendenz, folgt dass tatsächlich jede Wirklichkeit existent ist. Jede Entität interagiert eine subjektive Wirklichkeit. Die Summe aller möglichen Wirklichkeiten ist das interaktive Multiversum.
Die Identität stellt nicht jede mögliche Existenz dar: Sie definiert sich durch das einzigartige Verhältnis der Interaktion zwischen Immanenz und Transzendenz, und die Dynamik der multidimensional variablen Interaktionsverhältnisse der Immanenz mit den aus der Transzendenz differenzierten Entitäten.
Diese Definition entspricht im Falle des Menschen im psychosozialen Kontinuum, seiner Persönlichkeit.
Vergangenes und zukünftiges Selbst
Das Jetzt ist der Weg, ist die Determinierung der Identität. Du bist immer jetzt. Dein vergangenes und zukünftiges Ich sind Entitäten, welche sich vom Selbst, von deiner Identität unterscheiden, sind Entitäten, die mit dir im mentalen Kontinuum interagieren. Wenn eine menschliche Identität über ihre Vergangenheit nachdenkt oder über ihre Zukunft, dann interagiert sie also mit transzendenten Entitäten – denn sie unterscheiden sich vom Selbst im Jetzt.
Trennung und Verbindung zugleich
Die Identität, das Jetzt, ist die Trennung und Verbindung zugleich vom zukünftigen Selbst und vom vergangenen Selbst, ebenso wie die Trennung und Verbindung von allen anderen Dingen, die nicht das Selbst sind. Diese Determinierung im Jetzt ist Trennung und Verbindung an sich: der Nexus. Ohne dieses individuelle Interaktionsverhältnis verschwindet das Ego- die Identität löst sich auf: Sie schlägt alle möglichen Wege ein, Sie ist alles – sie bleibt Existenz.
Alles existiert – und alles was existiert ist die Summe aller Möglichkeiten. Identität hat so viele Ausprägungen wie Entitäten existieren, die sie interagieren: Existenz steht für alle möglichen Interaktionsverhältnisse. Alles was existiert, ist ein Nexus, ein einzigartiges Verhältnis aus Immanenz und Transzendenz. Alles was ist steht für jeden Weg, für jedes Potential dass jemals existierte, existiert und existieren wird.
Thomas Heindl, 2016