
So sehen menschliche Chromosomen aus. Synthetisch hergestellt wären Sie optisch nicht unterscheidbar. Ihr Inhalt jedoch könnte solche Menschen dramatische Weise verändern.
Synthetische Biologie ist wohl eine der radikaleren transhumanistischen Strömungen. Genmanipulation (genetical engineering) erscheint fast harmlos dagegen. Das Technology Review hat erst kürzlich die Arbeit von George Church vorgestellt. Church arbeitet daran, den menschlichen Genom zu synthetisieren, also künstlich herzustellen. Dies ist beispielsweise bei Bakterien schon längst gelungen, warum also nicht auch beim Menschen?
Möglichkeiten durch synthetische Biologie
Die Vorteile wären in medizinischer Hinsicht in der Folge möglicher Weise revolutionär: Man könnte als nächster Schritt einer solchen Synthetisierung eine sogenannte Recodierung des Erbguts durchführen. Eine Solche kann unter Anderem die Immunität dieser Menschen gegenüber Viren als Ergebnis haben. Also eine Art vorinstallierte Firewall unserer DNA-Software.
Weiters stellt Church in den Raum, diese Technologie könnte irgendwann auch eingesetzt werden, um Tumorbildungen zu unterdrücken. Oder eben auch, um diese synthetisch geschaffenen Menschen immun gegenüber Strahlung machen – und dadurch lange Weltraumaufenthalte ermöglichen.
Science Fiction oder Realität?
Dass Genmanipulation funktioniert ist längst erwiesen. Wie weitreichend in den Code eingegriffen werden kann, ist seither im Grunde keine Frage des ob, sondern des wie und wann und selbstverständlich ethischer Entscheidungen. Die Frage ist natürlich, ob ein synthetisches, also künstlich erzeugtes Lebewesen überhaupt von ähnlichen moralischen Grundsatzentscheidungen abhängig gemacht werden muss, wie die Genmanipulation. Also der direkte Eingriff in natürlich entstandene DNA.
Fakt ist, dass beispielsweise die Forschung von Church längst intensiv unterstützt wird. Und das nicht nur über Forschungsetats von Universitäten, sondern auch durch Unternehmen. von Science Fiction kann also keine Rede mehr sein – wenn auch natürlich klar ist, dass mit oben beschriebenen Recodierungen in unmittelbarer Zukunft definitiv nicht zu rechnen ist.
Der Mensch, das Leben und Unsterblichkeit
Es ist schon erstaunlich, wie bemüht der Mensch ist, neue Strategien zu entwickeln, seine Identität dauerhaft zu erhalten. Synthetische Biologie ist dabei nur eine von vielen. Der Lebenstrieb, das Streben nach Unsterblichkeit setzt im Menschen neue kreative Zugänge frei. Denn das Leben an sich ist ja auf gewisse Art und Weise eine solche Strategie. Richard Dawkins hat diese Sichtweise in seinem Buch „Das egoistische Gen“ erläutert: Dass im Grunde der Phänotyp, also alle Lebensformen als biologische Roboter interpretiert werden können, die allein den Genen dienen, um sich weiter zu geben – was ja nichts anderes ist, als sich zu erhalten, also möglichst lange existent zu halten. Das Leben allerdings hat als einen entscheidenden Mechanismus eben die Vergänglichkeit dieser Bio-Roboter entwickelt – erst sie macht eine Fortpflanzung notwendig, welche wiederum essentiell ist für evolutionäre Entwicklung. Ohne diese hätte das Leben keine Chance gehabt, so lange zu existieren, da jede Veränderung des Habitats ihr Ende bedeuten hätte können.
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