Am 13. Juli 2016 war ich zu den Themen Transhumanismus, KI und Superintelligenz in die Radio-Sendung Unbewusst auf Radio Orange eingeladen. Hier kann der Podcast der Live-Sendung nachgehört werden.
Podcast zu Transhumanismus, KI und Superintelligenz
Transhumanismus, KI und Superintelligenz (SI) sind Themen, die mich schon längere Zeit beschäftigen. Im ersten Teil des Gespräches stelle ich diese Begriffe vor.
Transhumanismus ist eine philosophische Strömung, die sich mit der Überwindung menschlicher Limitierungen durch Technologie beschäftigt.
Diese Überwindung soll auf unterschiedlichste Arten erreicht werden: Mithilfe von Biotechnologie zur Optimierung des menschlichen Genoms. Exoskelette, Gehirn-Computer-Schnittstellen und Ähnliches erweitern die menschliche Leistungsfähigkeit in technisch-mechanischer Hinsicht. Mithilfe von Nanotechnologie erhofft man sich in nicht allzu ferner Zukunft ebenso einiges, wie beispielsweise optimiertes Blut, welches zu effizienterem Sauerstofftransport oder einem optimierten Immunsystem verhilft.
KI, also künstliche Intelligenz, ist der Überbegriff für automatisiertes intelligentes Verhalten.
Schon wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, eine allgemeine Definition von Intelligenz zu finden, wird klar, wie schwierig und problematisch es ist, festzulegen, was KI ist uns was nicht. Dennoch hat sich in diesem inzwischen sehr großem Teilgebiet der Informatik gerade in den letzten Jahren viel getan: Algorithmen übertreffen die menschlichen kognitiven Fähigkeiten in allen möglichen Teilbereichen, und sind uns zu einem sehr hilfreichen und ökonomisch erfolgreichen Werkzeug geworden (Bilderkennung, Suchmaschinen, Schachcomputer, Echtzeit-Übersetzungsprogramme usw.).
Superintelligenz ist simpel definiert eine Intelligenz, die jene des Menschen übertrifft.
Man muss davon ausgehen, dass eine Superintelligenz nach menschlicher Definition höchstwahrscheinlich zuerst auf technologischer Ebene auftreten wird, denn allein hardwareseitig ist die Elektrotechnik der Bioelektrik an Geschwindigkeit um ein vielfaches überlegen. Dass die räumliche Limitierung bei einer KI also allein von der Hardware her nicht gegeben ist, so wie beim Menschen durch den Schädel, ist dabei der entscheidende Vorteil. eine Superintelligenz wäre theoretisch in der Lage, sich selbst zu optimieren, was letztlich eine nahezu exponentielle Zunahme an Intelligenz zur Folge hätte. Man geht davon aus, dass eine SI noch im 21. Jahrhundert menschlicher Zeitrechnung auftreten wird.
Bedrohungszenario Superintelligenz
Später gehe ich auf das Bedrohungszenario ein, welches von einer Superintelligenz gegenüber der Menschheit ausgeht. Der Philosoph Nick Bostrom hat sich in seinem Buch Superintelligenz intensiv damit beschäftigt. Im Podcast begründe ich meinen Standpunkt, weshalb sich übertriebene Sicherheitsvorkehrungen sowie das grundsätzliche Schüren von Ängsten gegenüber SI als kontraproduktiv, ja selbsterfüllende Prophezeiung erweisen könnte. Zu diesem Thema habe ich im Der Wiener Psychoanalytiker den Artikel Künstliche Intelligenz und der Ödipus-Konflikt veröffentlicht. Ich ziehe dort die Parallele zwischen der Bedrohung des Menschen durch Superintelligenz und dem Vatermord von Ödipus an Laios. Weiters nimmt Ödipus seine eigene Mutter zur Frau – gleichbedeutend mit der Übernahme der vorherrschenden Rolle auf dem Planeten Mutter-Erde durch die Superintelligenz.
Dunbar-Zahl und Hoffnung Superintelligenz
Gegen Ende des Podcasts plädiere ich für eine positive Einstellung gegenüber einer möglichen SI, und stelle die Frage nach einem pädagogisch sinnvollen Umgang mit einer solchen Entität.
Ich stelle klar, dass ich in KI und SI das derzeit potentiell vielversprechendste Instrument sehe, um die Probleme der Menschheit zu lösen. aus dem einfachen Grund, dass sie durch die Dunbar-Zahl nicht limitiert ist. Diese Dunbar-Zahl lässt auf einen Zusammenhang zwischen der Größe des Neocortex und der Limitierung jener Zahl an sozialen Kontakten nahe, zu welchen eine Lebensform fähig ist. Durch sie ist nicht mehr verwunderlich, dass der Mensch, der biologisch immer noch ein Stammes Tier ist (Dunbar-Zahl 150 Kontakte), globale Probleme nicht zu bewältigen imstand ist.
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Thomas Heindl, 2016
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